Melatonin – das Hormon, das den Tag-Nacht-Rhythmus steuert und uns abends signalisiert, dass es Zeit ist, schlafen zu gehen. Hört sich nach einer idealen Lösung an, um Schlafstörungen den Kampf anzusagen. Aber nicht so schnell. Die künstliche Zufuhr von Hormonen kann für unseren Körper schädlich sein und außerdem liegt die Ursache einer Schlafstörung meistens nicht daran, dass vom Körper zu wenig Melatonin produziert/ausgeschüttet wird.
Wie funktioniert Melatonin?
Das körpereigene Hormon wird im Gehirn, im Auge und im Darm synthetisiert. Wenn wir nachts das Licht ausschalten und unsere Augen schließen, wird die Melatonin-Produktion angeregt – umgekehrt stoppt der Körper die Ausschüttung von Melatonin, wenn morgens Sonnenlicht in unser Auge fällt.
Licht hat somit einen großen Einfluss auf den ausgeschütteten Melatonin-Haushalt im Körper. Deswegen fühlen wir uns im Winter auch oft schlapp und müde, weil die Tage kürzer werden und die Nächte länger.
In der EU gilt Melatonin als Arzneimittel, welches ab einem Gehalt von 1mg verschreibungspflichtig ist. In Deutschland gibt es nur ein einziges zugelassenes Medikament mit einem höheren Melatonin-Gehalt als 1mg. Es enthält 2mg des Schlafhormons und wird nur für Personen über 55 Jahren verordnet. Das liegt daran, dass die Melatonin-Produktion im Alter abnimmt und Schlafstörungen bei älteren Menschen oft darauf zurückzuführen sind.
Eignet sich Melatonin wirklich dafür Schlafstörungen zu bekämpfen?
Die Ursache von Schlafstörungen ist oft nicht auf eine mangelnde Melatonin-Produktion im Körper zurückzuführen. Wie bereits oben erläutert, trifft das meistens nur bei älteren Patienten zu. Schlafstörungen können die unterschiedlichsten Ursachen haben, unter anderem psychische Belastungen oder äußere Faktoren. Vor allem bei Leuten, die sich der Ursache ihrer Leiden nicht bewusst sind, sollte auf die Einnahme von Melatonin verzichtet werden.
Im Körper könnte folgendes passieren:
Angenommen du leidest unter einer Schlafstörung, weißt aber nicht, woher diese kommt und greifst zu Tropfen oder Tabletten mit dem Schlafhormon Melatonin. Dein Körper hat aber schon genügend eigenes Melatonin produziert. Bei einer regelmäßigen Einnahme denk dein Körper dann, dass es zu viel Melatonin ausschüttet und stellt die Melatonin-Produktion ein. Das stellt zwar, solange du die Schlafmittel weiter einnimmst kein offensichtliches Problem dar, wird aber zu einem, sobald du mit ihnen aufhörst.
Langfristige Behandlung und Nebenwirkungen
Wer seinem Körper langfristig Melatonin zuführt riskiert den natürlichen Hormon-Haushalt aus der Bahn zu werfen. Medikamente sind nicht ohne Grund ab einer gewissen Menge synthetischen Melatonins verschreibungspflichtig.
Weitere Nebenwirkungen bei langfristiger Einnahme:
- Depressive Verstimmungen
- Stimmungsschwankungen
- Beeinträchtigung von Leber und Nieren
- Sodbrennen
- Raschere Hautalterung
- Kopfschmerzen
- Magenkrämpfe
- Alpträume
- Gedächtnisschwund
- Verringertes sexuelles Verlangen
- Schwächung des Immunsystems
Fazit
Der Schlaf ist ein kompliziertes System, in dem viele verschiedene Stoffe und Prozesse eine Rolle spielen. Wer zu Produkten mit synthetischem Melatonin greift, sollte sich der Ursache seiner Schlafstörung bewusst sein, denn nur wer tatsächlich unter einem Melatonin-Mangel leidet helfen die Hormon-Präparate. Außerdem ist die Einnahme von Melatonin keine Dauerlösung. Kurzfristig treten in der Regel keine Nebenwirkungen auf, aber langfristig können viele unerwünschte Begleitsymptome auftreten.